Klimatransitionsplan (KTP): Weg zur nachhaltigen Transformation

Inhalt

Dieser Wegweiser richtet sich an Verantwortliche, Berichterstattende und Entscheider in mittelständischen Unternehmen. Er wird ihnen helfen, sich in 5 Minuten einen Überblick über der Klima­transition­splan (KTP), auch Dekarbonisierungsstrategie oder Klimaplan genannt, zu verschaffen. Das KTP ist ein strategisches Dokument, das die Maßnahmen eines Unternehmens zur Reduzierung von Treibhaus­gase­missionen und zur Erreichung langfristiger Klimaziele beschreibt: ein Nachhaltigkeitsstrategie für Unternehmen. Es handelt sich um einen strukturierten Fahrplan, der zeigt, wie Organisationen von ihrem aktuellen Emissions­status hin zu einem Net-Zero/klima­neutralen oder emissions­armen Betrieb übergehen werden.

Üblicherweise wird ein KTP im Kontext der De­karbo­nisierung genutzt, um konkrete Schritte, Ziele und In­vesti­tionen aufzuzeigen. Er fungiert als Transparenz- und Steuerungs­instrument für interne und externe Stakeholder.

Lesedauer: 5 min.

Der Inhalt auf einen Blick

Warum wird ein Klima­transitions­plan und -strategie jetzt so wichtig?

Mit den steigenden Anforderungen an Transparenz und Nachhaltigkeit rückt der KTP zunehmend in den Fokus. Besonders zwei regulatorische Initiativen der EU treiben diese Entwicklung voran:

  • CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive): Unternehmen müssen umfassender über ihre Nachhaltigkeits­strategie und die damit verbundenen Ziele berichten. Durch die Angabepflicht E1-1 der ESRS müssen Unternehmen einen Klima­transitions­plan offenlegen oder angeben, bis wann ein solcher Plan erstellt wird.
  • CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive): Hier stehen die Verant­wortlichkeiten von Unternehmen hinsichtlich ihrer Klimaziele und deren Umsetzung im Vordergrund. Im Gegensatz zur CSRD ist ein Klima­transitions­plan nach der CSDDD verpflichtend.

Obwohl das Omnibus-Gesetzespaket die Anzahl der verpflichteten Unternehmen reduziert, gibt es weiterhin viele Gründe, warum ein KTP für Unternehmen unverzichtbar bleibt:

  1. Wissenschaftsbasierte Klimaziele: Unternehmen, die sich zu Science-Based Targets (SBTs) verpflichtet haben, müssen ihren Fortschritt in Richtung ihrer Klimaziele konkret belegen. Ein KTP hilft, diese Verpflichtungen operationalisierbar und überprüfbar zu machen.
  2. Stakeholder-Erwartungen: Investoren, Kunden und andere Anspruchsgruppen fordern zunehmend klare Klimastrategien, da Klimarisiken und Dekarbonisierung als geschäftsrelevant gelten.
  3. Reputation und Wettbewerbsfähigkeit: Ein KTP zeigt Engagement und stärkt das Vertrauen von Geschäftspartnern. Zudem ergeben sich interne und wettbewerbliche Vorteile durch eine effektive Risikominimierung.

Beispielhafte Inhalte eines Klima­transitions­plan (KTP)

Klima­transitions­plan Inhalt

Ein Klima­transitions­plan könnte folgenden Inhalt umfassen:

1. Bestands­aufnahme und Ausgangs­situation

  • Beschreibung des Ist-Zustands als Grundlage des Berichts.
  • Treibhaus­gas­emissionen: Erfassung und Darstellung der aktuellen Emissionen.
  • Analyse der Geschäfts­modelle und Prozesse hinsichtlich Klimarelevanz.
  • Identifikation von Emissions­quellen.

2. Konkrete Zielsetzung

  • Definition von Klimazielen (z. B. Emissionenreduktionszielen in CO₂-Äquivalenten), orientiert an wissenschaftlichen Standards wie den Science Based Targets (SBTi).
  • Um im Einklang mit den EU-Richtlinien zu bleiben und die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten, wird die Erreichung von Net-Zero-Emissionen bis 2050 angestrebt.
  • Kurz- und mittelfristiger Zwischenziele dienen als Grundlage für eine Net-Zero-Strategie sowie die Einbindung von Meilensteinen, um den Fortschritt messbar zu gestalten.

3. Maßnahmenkatalog

  • Beschreibung der konkreten Reduktions­maßnahmen mit Zeitplan für die Umsetzung, strukturiert nach Priorität, Wirksamkeit und Umsetzbarkeit.
  • Identifikation der benötigten Ressourcen und Zuweisung von Verantwortlich­keiten.

4. Investitions- und Finanzierungsplanung

  • Darstellung der Kosten­schätzungen für die geplanten Maßnahmen.
  • Identifikation von Finanzierungs­quellen und Erstellung von Business Cases.
  • Einbindung von IRR-Berechnungen (Internal Rate of Return), um die Wirtschaft­lichkeit zu bewerten.

5. Governance und Management

6. Chancen- und Risiko­analyse

7. Stakeholder-Management

  • Entwicklung einer Kommunikations­strategie zur Bericht­erstattung und Förderung von Transparenz.
  • Förderung von Austausch und Dialog mit Stakeholdern.

8. Monitoring, Reporting, und Dokumentation

  • Erstellung eines Plans zur Dokumentation, am einfachsten basierend auf einer vorgegeben Struktur, und Überwachung des Fortschritts.
  • Definition von KPIs (Key Performance Indicators) und Messmethoden.
  • Regelmäßige Fortschritts­berichte, externe Audits und Verifizierungen einplanen.
  • Darstellung der eingehaltenen und antizipierten Regularien.
  • Nachweisführung, Dokumentation und Erläuterung der rechtlichen Anforderungen.

9. Technologie- und Innovations­plan

  • Beschreibung der notwendigen technologischen Entwicklungen.
  • Planung von Forschungs- und Entwicklungs­investitionen, um Innovationen voranzutreiben.

10. Formale Anforderungen

  • Sicherstellung der Einhaltung formaler Anforderungen, wie sie z. B. in den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) definiert sind.
  • Berücksichtigung von Format, Struktur und Berichtsinhalten gemäß regulatorischen Vorgaben.

Welche Frameworks für den Klima­transititons­plan (KTP) gibt es?

Die drei wichtigsten Frameworks für den Klima­transitions­plan
  1. CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive):
    Die CSRD legt verbindliche Standards für die Nachhaltig­keits­bericht­erstattung fest, um Transparenz und Vergleichbar­keit zu fördern. Sie adressiert umfassende Nachhaltig­keits­informationen und stärkt die Verantwortung von Unternehmen gegenüber Stakeholdern.
  2. CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive):
    Die CSDDD verpflichtet Unternehmen, menschen­rechtliche und umwelt­bezogene Sorgfalts­pflichten entlang ihrer gesamten Wert­schöpfungs­kette zu erfüllen. Sie zielt darauf ab, verantwortungs­volle Geschäfts­praktiken zu fördern und negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt zu minimieren.
  3. TPT (Transition Plan Taskforce):
    Die TPT bietet Leitlinien zur Erstellung von Klima­transitions­plänen, die Unternehmen helfen, ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen. Sie unterstützt bei der strategischen Planung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft.

Weitere Frameworks mit potenzieller Relevanz für die Erstellung eines Klimatransitionsplan:

Gesetze mit Relevanz für den Klima­transitions­plan
  • LkSG (Lieferketten­sorgfalts­pflichten­gesetz):
    Regelt die Sorgfaltspflichten von Unternehmen zur Wahrung von Menschenrechten und Umweltstandards in der Lieferkette, mit Sanktionen bei Verstößen.
  • CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism):
    Führt einen CO₂-Preis auf importierte Waren ein, um CO₂-Verlagerung durch EU-Klimaschutzmaßnahmen zu vermeiden.
  • EUDR (EU-Verordnung gegen Entwaldung):
    Verpflichtet Unternehmen, sicher­zustellen, dass ihre Produkte nicht mit Entwaldung in Verbindung stehen.
  • SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation):
    Regelt die Offenlegung von Nachhaltigkeits­informationen im Finanzsektor zur Förderung nachhaltiger Investments.
  • EU-Taxonomie:
    Klassifikations­system, das wirtschaftliche Aktivitäten danach bewertet, ob sie als ökologisch nachhaltig gelten.
Standards mit Relevanz für den Klimatransitionsplan
  • ISSB (International Sustainability Standards Board):
    Entwickelt globale Standards für die Offenlegung von Nachhaltigkeits­informationen für Investoren und Kapitalmärkte.
  • TCFD (Task Force on Climate-Related Financial Disclosures):
    Unterstützt Organisationen bei der Offenlegung klimabezogener Risiken und Chancen in Finanzberichten.
  • SBTi (Science-Based Targets Initiative):
    Hilft Unternehmen, wissenschaftsbasierte Klimaziele zu setzen, um Netto-Null bis 2050 zu erreichen.
  • DRSC (Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee):
    Setzt deutsche Standards für die Konzernrechnungslegung und arbeitet an internationalen Berichtsstandards.
  • CDSB (Climate Disclosure Standards Board):
    Bietet ein Framework für die Integration von Klimainformationen in Berichte und diente als Grundlage für TCFD.
  • VRF (Value Reporting Foundation):
    Liefert Standards und Frameworks zur Verbesserung der Transparenz in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Andere Quellen mit Relevanz für den Klimatransitionsplan
  • UBA-Studien (Umweltbundesamt):
    Evaluieren die Nachhaltigkeits­bericht­erstattung deutscher Unternehmen und geben Empfehlungen zur Verbesserung.

Es lohnt sich, diese Frameworks zu vergleichen, die für das eigene Unternehmen relevanten auszuwählen und deren Anforderungen an einen KTP von vornherein zu berücksichtigen.

Wie fange ich an?

Der Weg zu einem Klima­transitionsplan erfordert strkturiertes Vorgehen. Folgende Schritte können als Leitfaden dienen:

  1. Klären

    Warum benötigt das Unternehmen einen KTP? Welche internen und externen Treiber gibt es?

  2. Auswählen

    Welches Framework oder welche Standards sollen angewendet werden?

  3. Strukturieren

    Was soll der Plan beinhalten? Inhalt hängt stark on den Anforderungen der gewählten Frameworks ab.

  4. Erste Sichtung

    Welche Daten und Informationen sind bereits verfügbar? Gibt es bestehende Strategien oder Berichte, die eingebunden werden können?

  5. Priorisierung

    Welche Inhalte sind für den ersten Entwurf besonders wichtig?

  6. Planen

    Wer wird am Prozess beteiligt, und welche Ressourcen werden benötigt? Legen Sie einen klaren Zeitplan bis zum ersten Entwurf fest.

  7. Umsetzen

    Erstellen und finalisieren Sie den Entwurf mit Unterstützung relevanter Abteilungen.

  8. Prüfung

    Interne Prüfung und Bestätigung für Veröffentlichung.

  9. Komminikation

    Interne und externe Stakeholder müssen über den KTP und die nächsten Schritte informiert werden

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