Dieser Wegweiser erklärt das KonzeptEine Reihe oder ein Rahmen von allgemeinen Zielen und Mana g... More von Net Zero – von der grundlegenden Definition bis hin zur praktischen Umsetzung in Unternehmen.
Der Klimawandel bringt erhebliche finanzielle RisikenNachhaltigkeitsbezogene Risiken mit negativen finanziellen E... More mit sich, während die regulatorische Landschaft oft unklar bleibt. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Investorenanforderungen, Marktveränderungen, gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Rentabilität in Einklang zu bringen. Langfristige Klimaziele und Übergangspläne (auch sogenannte Klimatransitionspläne) werden zunehmend gefordert, was den Druck auf Unternehmen erhöht, strategische Entscheidungen zu treffen.
In diesem Kontext wird „Net Zero“ immer häufiger als zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie genannt. Net Zero bietet nicht nur eine belastbare Grundlage für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit, sondern ermöglicht auch eine tiefgreifende Transformation der Geschäftsmodelle. Dieser Artikel bietet eine klare Orientierung für Unternehmen und Entscheidungsträger: Er erklärt, was Net Zero bedeutet, warum es relevant ist und wie eine erfolgreiche Umsetzung in der Praxis aussehen kann.
Lesedauer: 15 min
1. Net Zero vs. Carbon Neutral – Wo liegt der Unterschied?
Net Zero beschreibt den Zustand, in dem ein Unternehmen, eine Organisation oder eine gesamte Volkswirtschaft nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstößt, als sie durch verschiedene MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More wieder bindet. Das bedeutet, dass die gesamte Nettoemission von Treibhausgasen auf null reduziert wird. Nettoemissionen bezeichnen dabei die Differenz zwischen den ausgestoßenen und den durch MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More wie CO₂-Reduktionen reduzierten oder technische Lösungen entfernten Treibhausgasen.
Im Zentrum des Net-Zero-Konzepts steht die Priorisierung von Emissionsreduktionen: Nur ein minimaler Restanteil darf durch CO₂-Entnahmeprojekte wie Direct Air Capture (eine Technologie, die CO₂ direkt aus der Umgebungsluft abscheidet und anschließend speichert oder weiterverwendet) oder Kohlenstoffbindung kompensiert werden. Da Net Zero eine grundlegende Transformation der Geschäftsprozesse erfordert, ist es ein langfristiges Ziel, das über Jahrzehnte verfolgt wird – häufig mit Zwischenzielen für 2030, 2040 oder 2050.
Unterschied zwischen Net Zero und Carbon Neutrality
Während „Carbon Neutrality“ oft durch den Ausgleich von EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More mittels externer Kompensationsprojekte (z. B. CO₂-Entnahmeprojekte oder Emissionszertifikate) erreicht wird, setzt Net Zero einen deutlich ambitionierteren Ansatz voraus. Unternehmen müssen nicht nur ihre EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More ausgleichen, sondern in erster Linie aktiv reduzieren. Die wesentlichen Unterschiede sind:
Carbon Neutral: Unternehmen können EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More durch den Kauf von Emissionszertifikaten oder Offsets ausgleichen, ohne zwingend tiefgehende strukturelle Veränderungen vorzunehmen. Dies bedeutet, dass EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More weiterhin ausgestoßen werden können, solange entsprechende Ausgleichsmaßnahmen ergriffen werden.
Net Zero: Erfordert signifikante Emissionsreduktionen innerhalb des Unternehmens. Nur unvermeidbare Restemissionen – typischerweise die letzten 5-10% der gesamten EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More – dürfen durch CO₂-Entnahmeprojekte wie Direct Air Capture oder Kohlenstoffbindung kompensiert werden.1
2. Net-Zero und Emissionen-Scopes
Die Umsetzung von Net Zero erfordert eine konsequente Dekarbonisierung in sämtlichen Geschäftsbereichen:
- Reduktion von direkten EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More (Scope 1): Umstellung auf klimafreundliche Produktionsprozesse, Elektrifizierung eigener Fahrzeugflotten und industrielle Dekarbonisierung inkl. industrieller Wärme.
- Energieeffizienz und erneuerbare Energien (Scope 2): Nutzung von grünem Strom durch Power Purchase Agreements (PPAs) oder eigene Anlagen wie z.B. Solar- und Windanlagen.
- Vor- und nachgelagerte LieferketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten oder Prozesse, die von... More und einzelne Aktivitäten im eigenen Geschäftsbereich (Scope 3): Reduzierung der EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More in vor- und nachgelagerten Prozessen durch nachhaltige Beschaffung und Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kund:innen.
Warum Scope 3 entscheidend ist:
Scope-3-Emissionen machen häufig den größten Anteil der Gesamtemissionen eines Unternehmens aus – etwa durch Lieferketten, Geschäftsreisen oder die Nutzung von Produkten. Die Berücksichtigung dieser EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More ist entscheidend für eine glaubwürdige Klimastrategie. Unternehmen müssen daher innovative Lösungen finden, um EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More entlang der gesamten WertschöpfungsketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten, Ressourcen und Bezie... More zu senken, beispielsweise durch Zusammenarbeit mit Zulieferern, effizientere Logistik oder neue Materialien.

3. Die Treiber für Net Zero
3.1 Globale Verpflichtungen und regulatorische Anforderungen
- Pariser Abkommen: Das 2015 verabschiedete Pariser Abkommen verpflichtet alle Unterzeichnerstaaten, die globale Erwärmung möglichst auf 1,5°C zu begrenzen, und auf jeden Fall deutlich unter 2°C. Viele Länder setzen daraus resultierend gesetzliche Rahmenbedingungen für Unternehmen um, die sich zunehmend an Net-Zero-Zielen orientieren müssen.2
- EU-Taxonomie-Verordnung: Das Klassifizierungssystem, das definiert, welche wirtschaftlichen Aktivitäten als „ökologisch nachhaltig“ gelten, mit der Ziel eine einheitliche Definition für nachhaltige Investments zu schaffen. Unternehmen müssen berichten, welcher Anteil ihrer Umsätze, CapEx und OpEx taxonomiekonform ist.3 Wenn Sie mehr über die EU-Taxonomie wissen möchten, lesen Sie unseren Artikel dazu: EU Taxonomie einfach erklärt
- SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation): Die Verordnung verpflichtet Finanzmarktteilnehmer zur Offenlegung, wie sie ESG-Faktoren berücksichtigen. Die Offenlegung der Integration von Nachhaltigkeitsthemen in Strategien, Prozesse und Finanzprodukte soll Greenwashing verhindern und sorgt für mehr Transparenz bei nachhaltigen Finanzprodukten..4
- CSRD & ISSB: Regulierungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU und der ISSB-Standard verpflichten große Unternehmen, ihre Klimastrategien und Net-Zero-Pläne offenzulegen. Möchten Sie mehr über die CSRD erfahren? Hier ist unser Einführungsartikel: EFRAG, ESRS & CSRD: Was ist was in Sachen Nachhaltigkeit?
3.2 Druck von Investor:innen und Finanzmärkten
- CDP (Carbon Disclosure Project): Investoren fordern Transparenz in Bezug auf Dekarbonisierungsstrategien und verpflichten Unternehmen zur Offenlegung ihrer Fortschritte.
- SBTi (Science Based Targets initiative) Net-Zero Standard: Die SBTi bietet einen anerkannten Rahmen zur Validierung wissenschaftsbasierter Net-Zero-Ziele. Unternehmen mit SBTi-validierten Zielen signalisieren strategische Zukunftsfähigkeit und verbessern ihren Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen.
- GFANZ/NZBA (Glasgow Financial Alliance for Net Zero/Net Zero Banking Alliance): Banken und Vermögensverwalter richten ihre Portfolios zunehmend an Net-Zero-Zielen aus, was den Zugang zu Finanzierungen für emissionsintensive Unternehmen erschwert.
3.3 Finanzielle Risiken und CO₂-Bepreisung
- CO₂-Bepreisung und CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism): Der EU-CBAM wird Importe mit hohen EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More verteuern. Dieser Kostenfaktor schafft Anreize, CO₂-intensive Prozesse zu reduzieren und klimafreundlichere Technologien sowie alternative Produktionswege zu entwickeln.
- Klimarisiken minimieren: Physische RisikenNachhaltigkeitsbezogene Risiken mit negativen finanziellen E... More wie Extremwetterereignisse sowie Übergangsrisiken durch veränderte Marktanforderungen machen eine proaktive Dekarbonisierung notwendig.
3.4 Wettbewerbsvorteil und Marktpositionierung
- Net-Zero-Unternehmen als Vorreiter: Nachhaltigkeit wird zunehmend als Differenzierungsmerkmal genutzt, um Kunden und Investoren zu gewinnen.
- Kostenreduktion durch Klimaschutz: Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien führen langfristig zu finanziellen Einsparungen.
- Risikominimierung und Investitionssicherheit: Unternehmen, die frühzeitig handeln, sichern sich langfristige Wettbewerbsvorteile und reduzieren regulatorische Unsicherheiten.
3.5 Branchenspezifischer Druck und Zukunftssicherheit
- CRREM (Carbon Risk Real Estate Monitor): CRREM ist ein EU-gefördertes Forschungsprojekt, das wissenschaftlich fundierte Dekarbonisierungspfade für die Immobilienwirtschaft bereitstellt. Ähnlich wie bei der SBTi ist die Anwendung derzeit rechtlich freiwillig, gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung durch Markt- und Finanzierungsdruck – insbesondere im Kontext von EU-Taxonomie, CSRD und ESG-Ratings.
- OCGI (Oil & Gas Climate Initiative): Auch die fossile Industrie entwickelt zunehmend Net-Zero-Strategien, um ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu machen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Die OGCI bringt führende Unternehmen der Branche zusammen, um Investitionen in Dekarbonisierungstechnologien zu koordinieren und die Erwartungen von Politik und Finanzmärkten zu erfüllen.
- Unsichere regulatorische Umgebung: Unternehmen müssen flexibel bleiben, um auf neue gesetzliche Vorgaben vorbereitet zu sein.
Net Zero ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine strategische Chance für Unternehmen, die langfristig wettbewerbsfähig und finanziell stabil bleiben wollen. Im nächsten Abschnitt geht es um konkrete Schritte zur Umsetzung von Net Zero in Unternehmen.
4. Der Weg zu Net Zero: Ein praktischer Leitfaden für Unternehmen
Ein klar strukturierter Klimatransitionsplan (KTP) ist einer der effektivsten Wege, um die Umsetzung einer Net-Zero-Strategie im Unternehmen zu steuern. In einem separaten Artikel haben wir bereits erläutert, wie ein KTP aufgebaut sein sollte und welche Bestandteile dabei besonders relevant sind. Unternehmen, die sich orientieren möchten, finden hier eine fundierte Grundlage für die eigene Transformation: Klimatransitionsplan (KTP): Weg zur nachhaltigen Transformation.

Ergänzend zum KTP zeigen wir im Folgenden, wie die praktische Umsetzung von Net Zero im Unternehmen Schritt für Schritt gelingt:
4.1 Emissionsbilanz erstellen
Am Anfang steht die systematische Erfassung der eigenen EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More – unterteilt nach Scope 1, 2 und 3. Ohne Transparenz über die Ausgangslage lassen sich weder ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More definieren noch Fortschritte messen und deshalb ist eine präzise Emissionsbilanzierung unerlässlich. Tools wie das GHG Protocol oder die CDP-Reporting-Standards helfen bei der strukturierten Bilanzierung.
Dabei ist es wichtig, sich an den relevanten regulatorischen Rahmenwerken zu orientieren, z. B.:
- CSRD (EU)
- ISSB (international)
- CDP (Investorenperspektive)
- SEC (USA, für börsennotierte Unternehmen)
Tipp: Automatisieren Sie die Erfassung Ihrer Emissionsdaten möglichst in den Systemen, in denen auch Finanzdaten erfasst werden – das erleichtert die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmenssteuerung erheblich.
4.2 Wissenschaftlich fundiertes Net-Zero-Ziel setzen
Ein wirksames Net-Zero-Ziel sollte:
- mit dem 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens übereinstimmen,
- sowohl kurzfristige Reduktionsziele bis 2030 als auch langfristige ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More bis 2050 beinhalten,
- alle drei Emissionskategorien (Scope 1, 2 und 3) abdecken
- idealerweise validiert sein durch die Science Based Targets initiative (SBTi)
4.3 Emissionen veröffentlichen
Die Veröffentlichung von Emissionsdaten schafft Vertrauen bei Stakeholdern und bildet die Grundlage für Vergleichbarkeit, Monitoring und nachhaltige Finanzierung.
Empfehlungen für Unternehmen:
- Integrieren Sie Ihre Daten in etablierte Berichtsformate wie ISSB, CSRD oder CDP.
- Verwenden Sie international anerkannte Reporting-Standards, um Vergleichbarkeit und Glaubwürdigkeit zu gewährleisten. Dies hilft auch, Transparenz über die Methodik und Abgrenzung zu schaffen
4.4 Strategie und Maßnahmenkatalog entwickeln
Auf Basis der Emissionsbilanz können konkrete Reduktionsmaßnahmen definiert werden. Ziel dieser Phase ist es, ein strukturiertes und ganzheitliches Maßnahmenportfolio zu entwickeln.
Typische Hebel sind:
- Energieeffizienz & Elektrifizierung (z. B. industrielle Prozesse, Fahrzeugflotten, Gebäudetechnik)
- Erneuerbare Energie (z. B. über Power Purchase Agreements oder eigene PV-/Windanlagen)
- Lieferkettenmanagement (z. B. Scope-3-Reduktion durch Lieferanteneinbindung)
- Zirkuläre Wirtschaft & Materialinnovationen (Reduktion von „embodied carbon“)
4.5 Wirtschaftliche Bewertung: Minderungskostenkurve & Finanzplanung

Eine Minderungskostenkurve (z. B. Bild 3) hilft dabei, MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More nach ihrem Kosten-Nutzen-Verhältnis zu priorisieren. Ergänzend empfiehlt sich eine interne und/oder externe Stakeholder-Befragung, um die Prioritäten verschiedener Interessengruppen gezielt in die Planung einzubeziehen.
- Zur Erstellung der Kurve schätzen sie den Nettoertrag bzw. die Nettokosten sowie die Reduktionsbeiträge aller in Betracht kommenden MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More
- Als nächstes sortieren Sie sie entlang der Nettokosten (abgezinste Erlöse – Kosten)
- MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More mit den geringsten Nettokosten stehen ganz links
- Im Idealfall finden sich ganz links MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More mit negativen Nettokosten
- Je nach Reduktionsziel reichen diese MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More nicht aus und es müssen auch MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More mit positiven Nettokosten einbezogen werden
Das Aufstellen einer detaillierten Grenzkostenkurve erforder einigen Einsatz und viele Informationen. Wenn das zu komplex ist, arbeiten Sie mit Näherungen und Branbreiten und priorisieren Sie MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More im Sinne einer Grenzkostenkurve. Weitere Orientierung bieten folgende Ansätze:
- Beginnen Sie mit MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More, die eine hohe Wirkung bei vergleichsweise geringen Kosten haben.
- Verknüpfen Sie Ihre CapEx-Planung direkt mit den Net-Zero-Zielen – so stellen Sie sicher, dass Investitionen langfristig auf Klimaziele einzahlen.
- MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More mit höheren Kosten können wirtschaftlich sinnvoll werden, wenn geeignete Finanzierungsmechanismen genutzt werden. Unternehmen mit einem höheren Anteil taxonomiekonformer Aktivitäten haben zum Beispiel bessere ChancenNachhaltigkeitsbezogene Chancen mit positiven finanziellen E... More, Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen zu erhalten.
- Andererseits kann es langfristig teurer werden, notwendige MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More nicht umzusetzen – beispielsweise durch zusätzliche Abgaben infolge des EU Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) oder steigende CO₂-Preise.
- Setzen Sie hochwertige Kompensationsprojekte (Offsets) ausschließlich für unvermeidbare Restemissionen ein – z. B. Direct Air Capture (DAC), Biochar oder zertifizierte Aufforstungsprojekte.
4.6 Governance und Management verankern
Damit eine Net-Zero-Strategie wirksam ist, muss sie organisatorisch verankert werden – auf strategischer, operativer und kultureller Ebene.
- Verankern Sie Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene, z. B. mit einem Chief Sustainability Officer (CSO) oder einer klaren Verantwortlichkeit bei einem anderen Vorstandsmitglied
- Etablieren Sie ein bereichsübergreifendes Klimateam (z. B. Finance, Legal, Einkauf, IT, HR).
- Setzen Sie interne CO₂-Preise ein, um alle Entscheidungen emissionsbewusst zu steuern.
- Verknüpfen Sie ESG-Kennzahlen mit Anreizsystemen, insbesondere für Führungskräfte.
4.7 Reporting, Monitoring und Kommunikation
Transparenz ist entscheidend – sowohl gegenüber externen Stakeholdern als auch innerhalb des Unternehmens. Eine starke ESG-Kommunikation ist Teil des Rückgrats moderner Unternehmensführung. Sie macht Fortschritte sichtbar, schafft Vertrauen und unterstützt die Transformation.
- Die Einführung eines standardisierten ESG-Reportings (z. B. gemäß ISSB, CSRD oder GRI) hilft bei der strukturierten Erfassung relevanter Daten und bereitet das Unternehmen frühzeitig auf potenzielle regulatorische Anforderungen vor.
- Interne und externe Audits sichern die Qualität der erfassten Daten und der berichteten Informationen.
- Etablieren Sie ein dynamisches Monitoring, das idealerweise in derselben Systemlandschaft erfolgt wie das Finanzcontrolling – z. B. über ein integriertes ESG-Dashboard.
- Professionalisieren Sie Ihre Stakeholder-Kommunikation – durch einen zielgerichteten, transparenten Dialog mit:
- Investor:innen: Vermittlung von Klimarisiken, Szenarioanalysen und relevanten ESG-Kennzahlen (KPIs)
- Kund:innen: Nachvollziehbare Kommunikation zu Produkt-Fußabdrücken, nachhaltigen Innovationen und Transparenz in der LieferketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten oder Prozesse, die von... More
- Mitarbeiter:innen: Integration durch Schulungen, interne Kommunikation und Möglichkeiten zur Mitgestaltung
5. Die größten Fehler auf dem Weg zu Net Zero – und wie man sie vermeidet
Der Weg zu Net Zero ist komplex – und birgt zahlreiche Fallstricke. Viele Unternehmen scheitern nicht an fehlender Motivation, sondern an unklaren Prioritäten, mangelnder Integration oder dem Drang, alles „perfekt“ umzusetzen. Im Folgenden zeigen wir häufige Fehler, die Unternehmen auf ihrer Klimareise ausbremsen – und wie sie diese vermeiden können.
Fehler | Lösung |
ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More erst setzen, wenn alle MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More bekannt sind Viele Unternehmen zögern, ambitionierte Klimaziele zu formulieren – aus Sorge, diese später nicht erreichen zu können. Sie wollen zunächst alle Reduktionsmaßnahmen im Detail ausgearbeitet haben, bevor sie ein Ziel definieren. Doch gerade ein konkretes Ziel setzt den notwendigen Impuls, um funktionsübergreifende MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More anzustoßen. | – Nutzen Sie die Methodik der Science Based Targets initiative (SBTi) zur Definition realistischer, wissenschaftlich fundierter Reduktionspfade. – Denken Sie strategisch, nicht reaktiv: ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More fördern Innovation und funktionsübergreifende Zusammenarbeit. |
Keine Zwischenziele oder Meilensteine Ohne kurzfristige Etappenziele fehlen Motivation, Steuerung und die Möglichkeit zur Korrektur. Unternehmen laufen Gefahr, ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More auf 2040 oder 2050 zu setzen – ohne operative Anbindung an das Heute. | – Definieren Sie klare Zwischenziele für 2025 und 2030, z. B. gemäß SBTi-Vorgaben. – Integrieren Sie diese in Ihre Geschäftsplanung, KPI-Systeme und Führungsziele. |
Klimastrategie bleibt isoliert – keine Integration ins Geschäftsmodell Ein häufiger Fehler ist die Trennung von Klimastrategie und Kerngeschäft. Doch Net Zero funktioniert nur, wenn Dekarbonisierung ein integraler Bestandteil von Produkten, Services und Geschäftsentscheidungen wird. | – Verknüpfen Sie Klimaziele mit Finanz-, Beschaffungs- und Produktstrategien. – Etablieren Sie ein übergreifendes Governance-Modell mit Reportingstrukturen, Verantwortlichkeiten und Anreizsystemen. – Berücksichtigen Sie regulatorische Rahmenwerke wie ISSB, CSRD und weitere ESG-Standards. |
Scope-3-Emissionen ausklammern Scope 3 macht in vielen Branchen über 70 % der Gesamtemissionen aus – insbesondere in produzierenden Unternehmen, im Handel oder der Lebensmittelbranche. Ihre Auslassung führt zu unvollständigen Strategien und erhöht regulatorische RisikenNachhaltigkeitsbezogene Risiken mit negativen finanziellen E... More. | – Beziehen Sie LieferketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten oder Prozesse, die von... More, Produktnutzung und Entsorgung frühzeitig in die Emissionsanalyse ein. – Verwenden Sie anerkannte Standards wie das GHG Protocol und die CDP-Berichtssystematik. – Arbeiten Sie eng mit Lieferanten an gemeinsamen Dekarbonisierungslösungen. |
Auf „Perfektion“ warten: Keine MaßnahmenMaßnahmen und Aktionspläne (einschließlich Übergangspl... More ohne Primärdaten Der Wunsch, ausschließlich mit exakten Primärdaten zu arbeiten, führt in der Praxis oft zu Verzögerungen und Stillstand. Doch Klimaschutz duldet keinen Aufschub – Näherungswerte und konservative Annahmen sind zulässig und oft notwendig. | – Starten Sie mit den vorhandenen Daten und verbessern Sie die Datenqualität iterativ. – Priorisieren Sie die Datenintegration, z. B. über zentrale ESG-Systeme. – Transparente Annahmen sind besser als Intransparenz durch Untätigkeit. |
Kompensation statt Transformation: Zu starker Fokus auf Offsets Ein häufiger Fehler ist es, Klimastrategien vorwiegend auf Kompensation zu stützen, statt interne EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More konsequent zu reduzieren. Hochwertige CO₂-Entnahmeprojekte sind wichtig – sollten aber nur für nicht vermeidbare Restemissionen (die letzten 5–10 %) eingesetzt werden. | – Priorisieren Sie interne Emissionsreduktionen in Prozessen, Produkten und Lieferketten. – Investieren Sie in Energieeffizienz, Elektrifizierung und zirkuläre Geschäftsmodelle. – Legen Sie Offsets erst am Ende der Strategie fest – nicht als Ersatz für Transformation. |
6. Best Practices & Fallstudien auf dem Weg zu Net Zero
Theoretische Leitfäden sind wichtig – doch konkrete Beispiele aus der Praxis zeigen, wie vielfältig der Weg zu Net Zero tatsächlich ist. Zwei internationale Konzerne, Nike und Microsoft, gelten als Vorreiter in puncto Dekarbonisierung und haben beide Net-Zero ZieleMessbare, ergebnisorientierte und terminierte Zielvorgaben, ... More. Ihre Ansätze sind ambitioniert, doch auch sie stehen vor Herausforderungen – insbesondere bei Scope 3.
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Nike
Positiv: Nike verfolgt mit seiner „Move to Zero“-Initiative ein klares Ziel: Klimaneutralität und KreislaufwirtschaftEin Wirtschaftssystem, bei dem der Wert von Produkten, Mater... More. Die Strategie umfasst unter anderem:
- Aktuell deckt das Unternehmen 96 % seines weltweiten Strombedarfs in eigenen Betrieben durch erneuerbare Energien.
- Einführung zirkulärer Designprinzipien – inzwischen bestehen über 80 % der Produkte aus recycelten oder nachhaltigeren Materialien
- Fokus auf Produktinnovation, z. B. durch das Nike Refurbished-Programm oder Rücknahmesysteme für Schuhe
Herausforderungen:
- Scope-3-Emissionen, insbesondere in den Lieferketten (Rohstoffe, Transport, Einzelhandel), sind noch nicht vollständig erfasst oder reduziert.
- Auch das Abfallmanagement entlang der WertschöpfungsketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten, Ressourcen und Bezie... More bleibt ein kritischer Punkt – insbesondere im Hinblick auf Textilabfälle.
- Der Nike Impact Report, der transparent, aber nicht vollständig ISSB-konform aufgebaut ist.

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Microsoft
Positiv: Microsoft gilt als eines der ambitioniertesten Unternehmen im Technologiesektor, wenn es um Klima- und Umweltstrategien geht:
- Bereits seit 2012 ist Microsoft CO₂-neutral im Eigenbetrieb (Scope 1 & 2)
- Hohe Investitionen in erneuerbare Energien
- Innovative Wasserprogramme, u. a. zur Wasserpositivität bis 2030
- Der Nachhaltigkeitsbericht ist umfassend, faktenbasiert und folgt der ISSB Rahmenwerk
Herausforderungen:
- Die Scope-3-Emissionen bleiben trotz aller Fortschritte hoch – insbesondere durch komplexe globale Lieferketten, Cloud-Rechenzentren und Endgeräteproduktion.
- Microsoft setzt weiterhin in großem Umfang auf Carbon Offsets, um unvermeidbare EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More zu kompensieren – was teilweise Kritik hervorruft, da die Priorisierung von Reduktionen nicht immer transparent genug ist.

7. Die Zukunft von Net Zero – Ausblick und nächste Entwicklungen
Der Net-Zero-Ansatz hat sich in den letzten Jahren als globaler Standard für Klimaschutz etabliert – doch die Anforderungen und Rahmenbedingungen entwickeln sich stetig weiter. Unternehmen, die heute Strategien entwickeln, sollten den Blick nach vorn richten und kommende Entwicklungen frühzeitig berücksichtigen.
7a. Regulatorische Dynamik: Mehr Transparenz, mehr Verbindlichkeit
Nationale Regulierungen – wie z. B. das deutsche Klimaschutzgesetz, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder Klimaberichtspflichten für Großunternehmen – wurden lange verschärft und werden z.T. wieder diskutiert. Zugleich entstehen auch in anderen Ländern vergleichbare Regelwerke, die Unternehmen verpflichten, EmissionenDie direkte oder indirekte Freisetzung von Stoffen, Erschüt... More systematisch zu erfassen und offenzulegen. Die Dynamik bleibt hoch.
Auf EU-Ebene und international setzt sich mit dem International Sustainability Standards Board (ISSB) ein verbindlicher Rahmen durch, der die Klimaberichterstattung standardisiert und in die Unternehmensführung integriert. Weiterentwicklungen auf EU und internationaler Ebene sind wahrscheinlich, nur Ihrer Inhalt ist aktuell unklar.
7b. Sektor-spezifische Leitlinien: Präzisere Pfade durch die SBTi
Die Science Based Targets initiative (SBTi) entwickelt kontinuierlich branchenspezifische Leitlinien – etwa für Finanzdienstleister, Gebäude, Transport, Einzelhandel oder Schwerindustrie. Diese ermöglichen Unternehmen zunehmend, realistische und gleichzeitig wissenschaftlich fundierte Dekarbonisierungspfade für ihre jeweilige Branche zu definieren. Dies führt zu:
- Unterstützung bei der Integration in Geschäfts-, Investitions- und Produktstrategien
- Höhere Vergleichbarkeit innerhalb des Sektors
- Klarheit über technologische und wirtschaftliche Reduktionsgrenzen
7c. Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM): Externer Druck wächst
Der CBAM der EU – ein CO₂-Grenzausgleichssystem – wird in den kommenden Jahren nicht nur verbindlich, sondern auch finanziell spürbarer. Für Unternehmen, die emissionsintensive Produkte importieren oder exportieren, entstehen zusätzliche Kosten, wenn keine Reduktionsmaßnahmen nachgewiesen werden können.
7d. Technologische Entwicklungen, auch bei Carbon Removal
Technologien zur Emissionsreduktion und CO₂-Entfernung (Carbon Removal) – etwa Direct Air Capture (DAC), Biochar oder geologische CO₂-Speicherung – entwickeln sich zunehmend weiter. Auch digitale Lösungen, Automatisierung und klimafreundliche Materialien bieten neue Möglichkeiten entlang der WertschöpfungsketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten, Ressourcen und Bezie... More.
Aber: CO₂-Entnahmetechnologien sind aktuell noch teuer, energieintensiv und auf große Skalierung angewiesen. Deshalb ist es entscheidend, sie nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu echten Reduktionsmaßnahmen zu verstehen. Die Regel bleibt klar: zuerst vermeiden, dann reduzieren und erst zuletzt kompensieren. CO₂-Entnahmetechnologien sollten erst dann zum Einsatz kommen, wenn alle wirtschaftlich und technisch machbaren Reduktionsmaßnahmen umgesetzt wurden – zumal die Kosten für Removals in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter sinken werden.
8. Fazit
Der Weg zu Net Zero ist mehr als eine ökologische Notwendigkeit – er ist eine strategische Entscheidung mit weitreichender Bedeutung für Wettbewerbsfähigkeit, Investitionssicherheit und gesellschaftliche Verantwortung. Unternehmen, die frühzeitig handeln, profitieren von regulatorischer Klarheit, wachsendem Vertrauen auf Kapitalmärkten und nachhaltiger Innovationskraft.
Wie dieser Artikel zeigt, ist der Übergang zu Net Zero zwar komplex, aber strukturiert umsetzbar: Mit einem fundierten Klimatransitionsplan, einer belastbaren Emissionsbilanz, wissenschaftlich fundierten Zielen und einem klaren Maßnahmenkatalog können Unternehmen Schritt für Schritt echte Transformation bewirken.
Dabei gilt: Nicht Perfektion, sondern Priorisierung zählt. Die wirksamsten Klimastrategien sind jene, die intern verankert, messbar gesteuert und transparent kommuniziert werden – über Geschäftsbereiche hinweg und entlang der gesamten WertschöpfungsketteDas gesamte Spektrum der Tätigkeiten, Ressourcen und Bezie... More.
Quellen
- Verordnung (EU) 2023/2772, Angabepflicht E1-7 – Entnahme von Treibhausgasen und Projekte zur Verringerung von Treibhausgasen, finanziert über CO2-Zertifikate, § 60 ↩︎
- BMZ. Klimaabkommen von Paris. Klimaabkommen von Paris | BMZ ↩︎
- EU Kommission. EU Taxonomy for Sustainable Activities. EU taxonomy for sustainable activities – European Commission ↩︎
- Verordnung (EU) 2019/2088. ↩︎
- FY23 NIKE, Inc. Impact Report — ↩︎
- 2024 Environmental Sustainability Report | Microsoft CSR ↩︎